Alter Flugplatz Karlsruhe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Alter Flugplatz Karlsruhe

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Alter Flugplatz Karlsruhe

Alter Flugplatz Karlsruhe

Lage Karlsruhe, Baden-Württemberg
Fläche 69,1 ha
Kennung 2.229
WDPA-ID 555514010
Natura-2000-ID 6916-341
Geographische Lage 49° 2′ N, 8° 23′ OKoordinaten: 49° 1′ 42″ N, 8° 22′ 45″ O
Alter Flugplatz Karlsruhe (Baden-Württemberg)
Alter Flugplatz Karlsruhe (Baden-Württemberg)
Meereshöhe von 113 m bis 116 m
Einrichtungsdatum 30. November 2010
Verwaltung Regierungspräsidium Karlsruhe

Der Alte Flugplatz ist ein Naturschutzgebiet im Naturraum Hardtebenen in Karlsruhe in Baden-Württemberg. Nach Ende der Nutzung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten als Militärflugplatz konnten sich in dem Gebiet wertvolle Sand- und Magerrasen entwickeln. Es ist ein Lebensraum von bisher mehr als 80 nachgewiesenen Vogelarten, über 100 Nachtfalterarten und mehr als 280 verschiedenen Blütenpflanzenarten.

Das rund 69,1 Hektar große Naturschutzgebiet liegt im Karlsruher Nordwesten. Er grenzt an Neureut im Norden, an die Nordstadt im Osten und Süden und an die Nordweststadt im Westen.

Der größte Teil des alten Flugplatzes ist ein Naturschutzgebiet. Der südöstliche Teil ist gemäß einer Allgemeinverfügung der Stadt geschützt.[1] Das Gebiet ist an drei Seiten von Wohngebieten beziehungsweise Straßenbahnlinien umgeben. Es bestehen Planungen, Teile des Gebiets zu bebauen.[2]

Das Gebiet wurde per Verordnung am 30. November 2010 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und wird unter der Schutzgebietsnummer 2.229 beim Regierungspräsidium Karlsruhe geführt.[3] Der Schutzzweck des Naturschutzgebiets wird in § 3 der Verordnung festgelegt.[4] Es hat eine Fläche von rund 69,1 Hektar und ist in die IUCN-Kategorie IV, ein Biotop- und Artenschutzgebiet, eingeordnet. Die WDPA-ID lautet 555514010[5] und entspricht dem europäischen CDDA-Code und der EUNIS-Nr.

Neben dem Status als Naturschutzgebiet und dem Schutz durch die Allgemeinverfügung sind Teile des Naturschutzgebiets durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU geschützt und ist somit Teil des Natura-2000-Netzwerks. Es hat eine Fläche von rund 53,7 Hektar und wird unter der Schutzgebiets-Nr. 6916341 mit dem identischen Namen geführt.

Vor der Nutzung als Flugplatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 18. Jahrhundert nutzte die badische Armee ein weiter östlich gelegenes Gebiet als sogenannten „Kleinen Exerzierplatz“. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts rodete man einen größeren Bereich des Hardtwalds, wodurch der Große Exerzierplatz mit einer Fläche von 75 ha am heutigen Standort entstand.

Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges Ende des 19. Jahrhunderts entstanden südlich des Großen Exerzierplatzes große Kasernen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde am südlichen Rand das Städtische Klinikum Karlsruhe errichtet.

Am 8. September 1909 wurde in der Mitte der südlichen Hälfte des Großen Exerzierplatzes eine Ankerstelle für Zeppeline eingerichtet.[6] 1911 gelang dem Flugpionier Paul Senge mit einem selbstgebauten Flugzeug die erste erfolgreiche Umrundung des Platzes.[7] Mit zunehmender Benutzung wurde 1925 erstmals in Karlsruhe ein regelmäßiger Flugbetrieb gestartet und der Standort entwickelte sich zu einem wichtigen innerdeutschen zivilen Flughafen. 39 Städte im In- und Ausland wurden angeflogen, bereits im ersten Jahr wurden beinahe 2.000 Fluggäste befördert.[8]

1935 wurden für die militärischen Tätigkeiten des Dritten Reiches nördlich des Flugplatzes weitere Teile des Hardtwaldes gerodet und die Fläche auf insgesamt 136 ha erweitert. Die Einrichtungen wurden modernisiert und erweitert, und der zivile Luftverkehr, mittlerweile auch zu internationalen Zielen, wurde eingestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Streitkräfte der Vereinigten Staaten den Flugplatz, nutzen diesen allerdings nur begrenzt als Militärflugplatz.

Umwandlung in Naturschutzgebiet

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1953 wurden 40 ha des Geländes durch die Amerikaner für den Bau von Wohnungen freigegeben. Ab 1991 wurde im Gemeinderat über eine Bebauung des Geländes beraten, die Naturschutz und Wohnungsbau in Einklang bringen sollte. Als 1993 der Alte Flugplatz an die Stadt Karlsruhe übergeben wurde, begann die Erweiterung der Nordweststadt. Im Jahre 2003 regelte die Stadt die Nutzung mit einer Allgemeinverfügung, die 2010 durch eine Naturschutzgebietsverordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe erweitert wurde.[9]

Schutzwürdigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
NSG Alter Flugplatz Karlsruhe, Blick in Richtung Erzbergerstraße

Der Alte Flugplatz ist ein weitgehend ebenes Sandgebiet. Die Flächen wurden nach der Rodung sehr unregelmäßig gemäht beziehungsweise beweidet. Da ebenfalls keine Maßnahmen zur Verbesserung der Böden stattgefunden haben, blieb die Nährstoffarmut erhalten. Dadurch entstand ein Lebensraum, der in der nördlichen Oberrheinischen Tiefebene nahezu einzigartig ist. Über 80 Vogelarten, 100 Nachtfalterarten und 280 verschiedene Blütenpflanzenarten wurden bisher gefunden.[3]

Landschaftstypen wie Heide und Extensivgrünland spielen eine zentrale Rolle. Im Süden des alten Flugplatzes finden sich ausgedehnte Magerrasen, im mittleren Bereich die letzten Borstgrasweiden der nördlichen Oberrheinebene. Diese beherbergen einige gefährdete Pflanzenarten, darunter z. B. die Heide-Nelke und die Sandrapunzeln.[3]

Stechimmen haben im Gebiet eines der letzten Vorkommen im Naturraum beziehungsweise eventuell sogar in Baden-Württemberg. Für einige seltene und gefährdete Brutvogelarten sowie Zugvögel bieten die ausgedehnten Grasflächen sowie die unterschiedlich strukturierten Gehölzen hochwertige Lebensräume.[2]

Zuständig für die Pflege und den Erhalt des alten Flugplatzes ist die Behörde Umwelt- und Arbeitsschutz der Stadt Karlsruhe. Zur Offenhaltung der Magerrasen wird der südliche Teil regelmäßig gemäht, während der nördliche Teil von Eseln beweidet wird.

Die angrenzende Bevölkerung wird regelmäßig durch Presseartikel sowie Führungen über die Aktivitäten in Kenntnis gesetzt. Im Rahmen des Projektes „Schüler erleben Naturschutz“ wird Schulkindern die Pflege des Naturschutzgebietes nähergebracht.[2]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. FFH-Gebiet – Alter Flugplatz. Karte. In: Karlsruhe: Stadtinformationen. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 18. November 2014.
  2. a b c Natur- und Umweltschutz – Alter Flugplatz. In: Karlsruhe: Stadtinformationen. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 16. November 2014.
  3. a b c Steckbrief des Naturschutzgebietes im Schutzgebietsverzeichnis der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
  4. Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe. (PDF; 27.4 kB) Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, 13. Juni 1985, abgerufen am 24. November 2014.
  5. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  6. Manfred Koch: Vom Exerzierfeld zur Landepiste – Die Flugplätze Karlsruhe und Forchheim. In: Manfred Koch, Jürgen Morlok (Hrsg.): Von Graspisten zum Baden-Airport. Luftfahrt in Mittelbaden. Braun. Karlsruhe 1999, ISBN 3-7650-8231-7, S. 68 f.
  7. Bürgergemeinschaft Nordweststadt e.V. (Hrsg.): Die Karlsruher Nordweststadt – Geschichte und Geschichten eines Stadtteils. Info-Verlag, Karlsruhe 2015, ISBN 978-3-88190-831-3, S. 45.
  8. Naturschutzgebiet Alter Flugplatz Karlsruhe – Steppenlandschaft in der Stadt. In: Themenpark Umwelt. Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, abgerufen am 18. November 2014.
  9. Rietschel & Strauss: Alter Flugplatz Karlsruhe. In: Alter Flugplatz Karlsruhe. Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, abgerufen am 16. November 2014.
Commons: Alter Flugplatz Karlsruhe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien