Bartholomäus Metlinger

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Ein Regiment der jungen Kinder. Titelbild der Ausgabe Augsburg 1497

Bartholomäus Metlinger (* nach 1440 in Augsburg; † im Winter 1491/92 ebenda) war ein deutscher Arzt des ausgehenden Mittelalters.

Leben und Wirken

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Bartholomäus (auch Bartel) war eines der sechs Kinder des Augsburger Stadtarztes Peter Metlinger (* um 1400; † 1484).

Bartholomäus’ Bruder Matthäus war Apotheker und Medizinalpolitiker in Venedig und Frankfurt am Main. Mit seinen anderen Brüdern Johannes und Peter (dem Jüngeren) begann Bartholomäus 1461 in Basel zu studieren, erwarb dort 1463 den Grad eines Baccalaureus artium und begann anschließend mit dem Medizinstudium in Italien. Zum Doktor der Medizin wurde Bartholomäus Metlinger 1470 an der Universität Bologna promoviert. Ab 1476 war er Stadtarzt in Nördlingen, ab 1483 in Augsburg, wohl als Nachfolger seines verstorbenen Vaters.

Sein wohl bekanntestes Werk ist das am 7. Dezember 1473 zuerst gedruckte „Kinderbüchlein“, das seit 1474 unter dem Titel Ein Regiment der jungen Kinder[1]. Es ist das erste deutschsprachige Werk der Kinderheilkunde. Darin beschäftigt sich Metlinger mit der Pflege des Säuglings und Kleinkindes bis zum siebten Lebensjahr, mit erzieherischen Fragen, Kinderkrankheiten und deren Behandlung. Sein formales Vorbild war der 1472 in Padua erschienene Libellus de egritudinibus infantum des Paulus Bagellardus.[2] Seine wesentliche Quelle war jedoch die Abhandlung De aegritudinibus puerorum (Über Krankheiten der Kinder) aus dem 9. Buch des Liber ad Almansorem des Rhazes.[3][4][5]

Inhalte Metlingers und darüber hinausgehende Abhandlungen sind auch in einem am Ende des 15. Jahrhunderts von einem vermutlich bairischen Verfasser stammenden Werk zur Kinderpflege von Geburt an sowie zu Kinderkrankheiten und zur Kindererziehung zu finden.[6]

Metlingers Kinderbüchlein. Inkunabeln (Drucke des 15. Jh.)[7][8]

Ort Drucker Datum Digitalisat
Augsburg Günther Zainer[9] 7. Dezember 1473 BSB München
Augsburg Johann Bämler 28. August 1474 BSB München
Augsburg Johann Bämler 5. August 1476 BSB München
Augsburg Hans Schaur 10. November 1497
Augsburg Hans Schaur 13. Februar 1500 BSB München

Von den Drucken des 15. Jh. wurden Abschriften angefertigt[10]:

  • München, Cgm 601, Bl. 94r-116v = Augsburger Abschrift des Zweitdrucks vom Jahre 1474[11]
  • Klosterneuburg, Stiftsbibliothek, Cod. 278, Bl. 299va-314v, von Jahre 1478[12]

Auch im 16. Jh. wurde das Kinderbüchlein gedruckt:

  • allein, zum Beispiel: Hermann Gülfferich, Frankfurt 1550[13]
  • oder in Kombination mit anderen Werken, zum Beispiel: Steyner, Augsburg 1531[14][15]
  • Gundolf Keil, Friedrich Lenhardt: Metlinger, Bartholomäus. In: Die Deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Auflage. 1987, Band 6, Sp. 460–467.
  • Gundolf Keil: Metlinger (Mettlinger), Bartholomäus (Bartel). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 981 f.
  • Walter Martin Manzke: Remedia pro infantibus: Arzneiliche Kindertherapie im 15. und 16. Jahrhundert, dargestellt anhand ausgewählter Krankheiten (Dissertation am Fachbereich Pharmazie der Philipps-Universität Marburg). 2008 (pdf).
  • John Ruräh: Bartholomaeus Metlinger –1491. In: American Journal of Diseases of Children, 35 (3), 1928, S. 492–494.
  • Susanne Scheibenreiter: Krankheiten des Kindes im Mittelalter (Diplomarbeit der Universität Wien, Fakultät Geschichte). 2008 (93 Seiten; pdf).
Commons: Bartholomaeus Metlinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gundolf Keil: ‚Regierung der Kinder‘. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1223 f.; hier: S. 1223.
  2. Libellus de egritudinibus infantum des Paulus Bagellardus, Padua 1472 (Digitalisat).
  3. Liber Rasis ad almansorum. Pentium de Leucho, Venedig 1508, Blatt 89r-90r (Digitalisat).
  4. Keil / Lenhardt 1987, S. 461–463.
  5. Scheibenreiter 2008, S. 28.
  6. Francis B. Brévart: ‚Regierung der Kinder‘. In: Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 7, Sp. 1103 f.
  7. Karl Sudhoff. Deutsche medizinische Inkunabeln. Barth, Leipzig 1908, S. 38–43 (Digitalisat)
  8. Arnold C. Klebs. Incunabula scientifica et medica. In: Osiris, Vol. IV, 8. 1–359, Brügge 1938, S. 228
  9. Gundolf Keil: ‚Regierung der Kinder‘. 2005, S. 1223.
  10. Eintrag im Handschriftencensus
  11. (Digitalisat)
  12. (Teil-Digitalisat)
  13. (Digitalisat)
  14. (Digitalisat)
  15. Eine ausführliche Auflistung der Drucke des 16. Jh. bei: Keil / Lenhardt 1987, Sp. 462