Wetterschiff

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Das norwegische Wetterschiff Polarfront auf Station in der Norwegischen See

Ein Wetterschiff oder Wetterbeobachtungsschiff ist ein stationsfestes Schiff auf dem Ozean, das mit meteorologischen Messinstrumenten ausgerüstet ist. Auf diesem werden durchgängig meteorologische Beobachtungen erstellt.

In den Jahren 1900 bis 1906 unternahm der deutsche Meteorologe Peter Polis mehrere Dienstreisen zum Büro für Wetterdienste im Department of Agriculture der amerikanischen Regierung in Washington, D.C., die für ihn zugleich auch Forschungsreisen waren. Ausgehend von seinen dabei gesammelten Erfahrungen setzte er sich maßgeblich für eine internationale Kooperation zur Einrichtung drahtlosen telegraphischen Messnetzes mit Hilfe ausgewählter Handels- oder Postschiffe und damit für mehrfache tägliche und schnelle Wettervorhersagen ein. Dies untermauerte er während seiner verschiedenen Überfahrten mit zahlreichen Testläufen, an denen teilweise bis zu neun Schiffe beteiligt waren, sowie mit detailgenauen Forschungsberichten über die aktuellen Seewetterlagen.[1]

Wetterschiffe im Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wetterschiffe der Alliierten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wetterschiffstationen im Nordatlantik

1941 wurde von den Alliierten ein Netzwerk von elf stationären Wetterschiffstationen im Nordatlantik aufgebaut, das neben der Wetterbeobachtung und Navigationshilfe als Plattform zur Seenotrettung von Piloten und Schiffbrüchigen während des Zweiten Weltkriegs ausgelegt wurde und dann dreißig Jahre in Betrieb blieb.[2]

Wetterschiffe der Kriegsmarine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kriegsmarine unterhielt zahlreiche Wetterbeobachtungsschiffe (WBS); deren WBS-Nummern wurden teilweise (1, 2, 3, 4, 6 und 11) mehrfach wiederverwandt.

Wetterbeobachtungsschiffe (WBS) der Kriegsmarine[3]
WBS Nummer Name Verbleib
1 Sachsen
Wuppertal
gesunken 17.03.1941
gesunken 01.1945
2 Coburg
Fritz Homann
als WBS 4 gesunken
nicht mehr eingesetzt
3 Lauenburg
Carl J. Busch
gesunken 28.06.1941
verschrottet 1979
4 Hinrich Freese
Fritz Homann
Coburg
gesunken 16.11.1940
als WBS 2 im Dienst
gesunken 18.11.1943
5 Adolph Vinnen gesunken 24.10.1940
6 München
Kehdingen
gekapert 07.05.1941
gesunken 01.09.1944
7 Sachsenwald ab 1941 als Vopostenboot in Dienst
8 August Wriedt gekapert 29.05.1941
9 Merceditta nicht mehr eingesetzt
10 Windhuk nicht mehr eingesetzt
11 Hessen
Externsteine
als WBS 4 eingesetzt
16.10.1944 gekapert

Wetterschiffe nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den 1960er Jahren wird das Wetterschiff fast ganz von Wettersatelliten, Wetterbojen oder Langstreckenflugzeugen abgelöst. Das letzte noch verbliebene Wetterschiff, die Polarfront auf 66°N 02°O, wurde nach Plänen der norwegischen Regierung zum Ende des Jahres 2009 außer Dienst gestellt, was zu Protesten von Klimaforschern führte.[4]

Neben den normalen Wetterschiffen können auch Handelsschiffe Wettermeldungen absetzen. Der Umfang der Wetterbeobachtung auf einem Wetterschiff umfasst die gleichen Wetterelemente wie eine Beobachtung an einer Landstation, erweitert um Elemente wie Wassertemperatur, Wellenhöhe, Wellenperiode, die Richtung, aus der die Wellen kommen, Höhe einer vorhandenen Dünung sowie deren Richtung.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. New York Times. Ausgabe 16. August 1908.
  2. Clayton Evans: Rescue at Sea. S. 184 f.
  3. Erich Groener: Hilfsschiffe II: Lazarettschiffe, Wohnschiffe, Schulschiffe, Forschungsfahrzeuge, Hafenbetriebsfahrzeuge Vol. 5. Bernard & Graefe, Koblenz 1988, ISBN 3-7637-4804-0.
  4. Das letzte stationäre Wetterschiff der Welt wird außer Betrieb gesetzt (Memento vom 30. Dezember 2013 im Internet Archive) In: Mitteilungen DMG 3, 2009, S. 20 (PDF; 13,7 MB).